Ursprung
Alpakas haben eine lange und bewegte Geschichte. Vor einer Million Jahren bevölkerte ein Urkamel den nordamerikanischen Kontinent. Welchem Auslöser folgend ist unbekannt, jedoch wanderte ein Teil über das heutige Kanada und Alaska über die noch mit Asien verbundene Beringstraße nach Asien und bildete die Grundlage für die heute als Altweltkamele bekannten Rassen Trampeltier und Dromedar.
Der Rest wanderte nach Südamerika und bevölkerte fast den kompletten südamerikanischen Kontinent außerhalb der subtropischen Klimazonen. Aus diesen Vorfahren bildeten sich zwei bis heute existierende Wildformen, das Guanaco und das Vicunja.
Vor etwa 10.000 Jahren ereignete sich in Südamerika ein größerer Gletscher-Event mit der Folge, dass Schmelzwasser die tiefer gelegenen Weideflächen flutete und die Tiere in höhergelegene Territorien umsiedelten. Die Ureinwohner waren gezwungen ihrer Beute zu folgen. Zeitzeugnisse sind Jagdcamps in 4.000 m Höhe, die bis heute das harsche Leben dokumentieren.
Da die Jagd in diesen Höhen jedoch äußerst erschwerlich ist, sahen sich die Einheimischen gezwungen, Tiere einzufangen und in Gefangenschaft nachzuziehen was anfänglich nicht gelang. All dies begann vor ca. 7.000 Jahren. Knochenüberreste und mumifizierte Grabbeigaben zeugen davon, dass es etwa 3.000 Jahre gedauert hat, bis das heutige Alpaka in größerer Zahl verfügbar war. Ob eine Laune der Natur oder bereits gezielte Zuchtbestrebung ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Ähnlich jedoch wie die parallel verlaufende Domestizierung von Schaf und Ziege ist auch hier zu erkennen, dass aus einem homogenen Vorfahren eine Vielzahl von spezialisierten Nachkommen entstanden sind mit unterschiedlichen Eigenschaften.
Aus dem Guanaco wurde das Lama als Lastentier und Fleischlieferant, aus dem Vicunja (mit Deckhaar und Unterwolle) das Huacaya und das Suri mit unterschiedlicher Fasercharakteristik und Farbvielfalt. In den nächsten 3.000 Jahren perfektionierten die Ureinwohner, später Inkas, die Alpakazucht zu einer heute nicht bekannten Qualität. Zur Blütezeit des Inka Reiches waren Alpakas Farbrein und in der Feinheit den Vicunjas entsprechend, deutlich unter 15 Mikron, heute eine Seltenheit. Mit der Eroberung Südamerikas durch die Spanier endete das Inkareich und mit ihm die Dominanz der Neuweltkameliden. Innerhalb eines Jahrhunderts fielen fast 95% der Bevölkerung und 93% der Neuweltkamele direkt oder indirekt über Krankheiten dem europäischen Expansionismus zum Opfer.
Fast 500 Jahre lang entwickelten sich die Neuweltkamele in ihrem gut geschützten Rückzugsgebiet, dem Altiplano, einem von 5.000+ Meter hohen Bergen umgebenen Hochplateau im Dreiländereck der heute unter den Namen Peru, Bolivien und Chile bekannten Länder, weiter. Leider nicht unbedingt zu ihrem Besten. Heutige DNA Untersuchungen ergeben, dass zwischen 80 und 92% aller Neuweltkamele in Südamerika nicht mehr artenrein, sondern genetisch Hybride sind. Auch wenn visuelle Selektion Artenreinheit vermuten lässt, so tragen doch viele Alpakas heute Merkmale von Lamas und umgekehrt. Das hat natürlich auch negative Auswirkung auf die Faser.
Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Alpaka wiederentdeckt und erlebt seitdem eine Renaissance. Heute leben weltweit geschätzt 3,5 Millionen Alpakas (zum Vergleich, es leben alleine in Australien 2 Milliarden Merinoschafe), jedoch ist diese Zahl leicht rückläufig. Während Alpakas in vielen Ländern außerhalb Südamerikas einen wichtigen Beitrag zur landwirtschaftlichen Diversifikation beitragen, geht die Zahl in den Ursprungsländern, gerade in Peru wieder zurück. Grund hierfür sind die harten Lebensbedingungen und staatliche Alphabetisierungsprogramme, welche die ärmliche Landbevölkerung in die Städte umsiedelt. Die zurückgelassenen Alpakaherden verwildern oder sterben. Zwar gibt es in Südamerika staatliche Programme zur Förderung der Alpakazucht, insbesondere im Umfeld um die großen faserverarbeitenden Betriebe, aber die abgelegenen Regionen profitieren nicht davon.
Für alle Beteiligten am Alpakamarkt, also Züchter, Produzenten, Importeure und Händler gleichermaßen gilt: Alpakas sind ein wertvolles und seltenes Gut, mit dem man sorgsam und behutsam umgehen muss. Es wäre bedauerlich, würde Profitgier, Neid und Missgunst das zarte Pflänzchen des Erfolges von Alpakas wieder zunichte machen.
Hier sieht der AZVD seine Kernkompetenz. Durch unsere Zuchteignungsprüfung möchten wird genetische Defekte ausschließen, visuell identifizierbare Einflüsse von Lamas/Guanacos rauszüchten und die Faser wieder so fein machen, wie sie einmal war. Nur auf einem gesunden Körper kann man nachhaltig und über einen langen Zeitraum hinweg gute Faser "ernten". Denn nur wenn auch die Faser ein lukratives Geschäft für die Züchter wird, erkennen diese auch die Notwendigkeit für eine nachhaltige Zucht und hören auf minderwertige Tiere zu vermehren. Diese züchterische Verantwortung obliegt dem professionellen Züchter, wie dem Hobbyzüchter gleichermaßen und niemand kann sich dieser Verantwortung entziehen. Dazu sind diese Tiere zu selten und zu kostbar.
(Quelle: Teile dieses Artikels stammen von den Erkenntnissen von Anthropologin Dr. Jane Wheeler, "ORIGIN AND EVOLUTION OF THE SOUTH AMERICAN CAMELIDS", Conopa)
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